Erste Hilfe bei Pflegebedürftigkeit: Diese 10 Schritte sind jetzt wichtig

19.12.2024 8 Min. Lesezeit Leitfaden
Erste Hilfe bei Pflegebedürftigkeit: Diese 10 Schritte sind jetzt wichtig

Ein Familienmitglied wird plötzlich pflegebedürftig? Hier sind die 10 wichtigsten Schritte, um schnell und strukturiert zu handeln:

  1. Pflegebedarf einschätzen: Prüfen Sie Mobilität, Hygiene und medizinische Anforderungen.

  2. Notfallmappe erstellen: Sammeln Sie wichtige Dokumente wie Patientenverfügung, Medikamentenplan und Notfallkontakte.

  3. Pflegekasse kontaktieren: Beantragen Sie Pflegeunterstützungsgeld für erste finanzielle Entlastung.

  4. Beratung einholen: Wenden Sie sich an Pflegestützpunkte oder Beratungsstellen.

  5. Hilfsmittel organisieren: Lassen Sie notwendige Pflegehilfsmittel verschreiben.

  6. Pflegedienst auswählen: Nutzen Sie Tools wie MeinPflegefinder, um passende Anbieter zu finden.

  7. Wohnraum anpassen: Sorgen Sie für Barrierefreiheit und Sicherheit.

  8. Erste-Hilfe-Kenntnisse auffrischen: Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs.

  9. Unterstützungsnetzwerk aufbauen: Binden Sie Familie, Freunde und Fachkräfte ein.

  10. Notfallpläne erstellen: Halten Sie klare Handlungsanweisungen für Krisensituationen bereit.

Schnellübersicht der Unterstützungsangebote:

BereichBeispiele
Finanzielle HilfePflegeunterstützungsgeld, Sozialhilfe
BeratungPflegestützpunkte, Online-Beratung
Praktische HilfeAmbulante Pflegedienste, Hilfsmittel
Emotionale UnterstützungSelbsthilfegruppen, Psychosoziale Beratung

Mit dieser Übersicht starten Sie gut vorbereitet in die Pflege und vermeiden Überforderung. Die Details zu jedem Schritt finden Sie im Artikel.

Pflege von Angehörigen - Alle Leistungen im Überblick

Schritt 1: Sofortige Pflegebedürfnisse erkennen

Der erste Schritt bei plötzlicher Pflegebedürftigkeit ist die genaue Einschätzung der Bedürfnisse. Diese Bewertung der medizinischen, körperlichen und emotionalen Anforderungen bildet die Grundlage für alle weiteren Entscheidungen.

Spezifische Pflegebedürfnisse erkennen

Pflegebedürfnisse lassen sich oft durch Beobachtung des täglichen Lebens feststellen:

  • Medikamentenmanagement: Fehler bei der Einnahme von Medikamenten können schwerwiegende Folgen haben, wie Krankenhausaufenthalte durch vergessene oder falsch eingenommene Medikamente.

  • Tägliche Aktivitäten: Veränderungen bei Hygiene, Mobilität, Gewicht oder Alltagsaufgaben können auf Pflegebedarf hinweisen.

Notfälle richtig handhaben

Allgemein wird zur Erstellung einer Notfallmappe mit wichtigen Informationen geraten:

  • Persönliche Daten: Name, Geburtsdatum, Adresse

  • Medizinische Informationen: Medikamente, Allergien, bestehende Erkrankungen

  • Kontakte: Hausarzt, Angehörige, Bevollmächtigte

  • Rechtliche Dokumente: Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht

Notfallplanung:

  • Einen klaren Notfallplan mit Handlungsanweisungen erstellen

  • Einen Notfallkoffer mit wichtigen Medikamenten bereithalten

  • Den Notfallplan jährlich üben

  • Sich über Notfallpläne in der eigenen Gemeinde informieren

Nachdem die unmittelbaren Bedürfnisse ermittelt wurden, ist es wichtig, auch die finanziellen und rechtlichen Aspekte zu klären.

Schritt 2: Rechtliche und finanzielle Unterstützung verstehen

Finanzielle und rechtliche Unterstützung spielt eine große Rolle, um die Herausforderungen der Pflege zu bewältigen. In Deutschland gibt es zwei wichtige Möglichkeiten: Pflegeunterstützungsgeld und Hilfe zur Pflege.

Soforthilfe: Pflegeunterstützungsgeld beantragen

Das Pflegeunterstützungsgeld bietet Berufstätigen die Möglichkeit, bis zu zehn Arbeitstage freigestellt zu werden, um die Pflege eines Angehörigen zu organisieren.

So funktioniert der Antrag auf Pflegeunterstützungsgeld:

  • Besorgen Sie eine ärztliche Bescheinigung, die den akuten Pflegebedarf bestätigt.

  • Stellen Sie den Antrag bei der Pflegekasse.

  • Informieren Sie Ihren Arbeitgeber über die geplante Freistellung.

Langfristige Unterstützung: Hilfe zur Pflege

Die Hilfe zur Pflege wird vom Sozialamt gewährt und richtet sich an Personen, deren Einkommen und Vermögen nicht ausreichen, um die Pflegekosten zu decken.

VoraussetzungenErforderliche Unterlagen
Pflegebedürftigkeit (durch ein Pflegegutachten nachgewiesen)Pflegegutachten
Leistungen der Pflegekasse reichen nicht ausKontoauszüge, Steuerbescheide
Einkommens- und Vermögensgrenzen werden unterschrittenPflegekostenaufstellung

So beantragen Sie die Hilfe zur Pflege:

  1. Vereinbaren Sie ein Beratungsgespräch beim Sozialamt.

  2. Legen Sie Ihre finanzielle Situation offen.

  3. Reichen Sie den Antrag zusammen mit allen erforderlichen Unterlagen ein.

"Eine professionelle Beratung vor der Antragstellung kann den Prozess erheblich beschleunigen und die Erfolgsaussichten deutlich verbessern", erklärt das Sozialamt Düsseldorf.

Sie können über den Pflegewegweiser NRW Pflegeberatungsstellen in Ihrer Nähe finden.

Sobald Sie die rechtlichen und finanziellen Fragen geklärt haben, können Sie sich der Auswahl eines geeigneten Pflegedienstes widmen.

Schritt 3: Den richtigen Pflegedienst in NRW finden

Sobald die finanziellen und rechtlichen Fragen geklärt sind, geht es darum, einen passenden Pflegedienst auszuwählen.

MeinPflegefinder: Die Suche leicht gemacht

MeinPflegefinder

Mit MeinPflegefinder können Sie gezielt nach Pflegediensten in Ihrer Nähe suchen, Anbieterprofile einsehen und direkt Kontakt aufnehmen. Einfach Standort eingeben, Pflegeart auswählen und nach Ihren Bedürfnissen filtern.

FunktionBeschreibung
Standortbasierte SucheZeigt Pflegedienste in Ihrer Umgebung
AnbieterprofileInformationen zu Leistungen und Qualifikationen
VergleichsmöglichkeitDirekter Vergleich verschiedener Anbieter

Welche Pflegedienstleistungen gibt es?

In NRW stehen Ihnen verschiedene Pflegeoptionen zur Verfügung, je nach Bedarf:

Ambulante Pflege

  • Unterstützung bei der Grundpflege, Medikamentengabe und Mobilität

  • Hilfe im Haushalt, wie Einkaufen oder Putzen

Spezialisierte Pflegedienste

  • Betreuung für Palliativ- und Intensivpflege

  • Spezielle Angebote für Menschen mit Demenz

Worauf sollten Sie bei der Auswahl achten?

Einige wichtige Kriterien sollten bei der Entscheidung für einen Pflegedienst berücksichtigt werden:

  • Qualifikationen des Personals: Hat das Team die nötige Ausbildung und Erfahrung?

  • Verfügbarkeit und Vertretung: Wie flexibel und zuverlässig ist der Dienst?

  • Erfahrung mit speziellen Anforderungen: Werden Ihre individuellen Bedürfnisse abgedeckt?

  • Kosten und Abrechnung: Wie transparent ist die Kostenstruktur?

Die monatlichen Kosten für ambulante Pflege liegen in der Regel zwischen 1.500 € und 3.000 €, abhängig vom Pflegeumfang. Ein Teil dieser Kosten wird häufig von der Pflegekasse übernommen.

Tipp: Vereinbaren Sie ein persönliches Gespräch mit potenziellen Pflegediensten. So können Sie offene Fragen klären und herausfinden, ob die Chemie stimmt.

Ein gut ausgewählter Pflegedienst kann nicht nur die Pflegequalität sicherstellen, sondern auch Angehörige entlasten. Mit dieser Unterstützung können Sie weitere Hilfsangebote in Betracht ziehen.

Schritt 4: Unterstützung und Notfalldienste in Anspruch nehmen

Sobald rechtliche und finanzielle Aspekte geklärt sind und ein Pflegedienst ausgewählt wurde, sollten zusätzliche Unterstützungsangebote sowie Notfallpläne in die Pflegeorganisation eingebunden werden.

Unterstützungs- und Notfalldienste für Angehörige

In Nordrhein-Westfalen gibt es verschiedene Beratungsangebote, die Angehörige bei der Pflege unterstützen können:

BeratungsformLeistungenZugang
PflegestützpunkteKostenlose Erstberatung, Hilfe bei AnträgenPersönlich, telefonisch
Psychosoziale BeratungEmotionale Unterstützung, Burnout-PräventionNach Terminvereinbarung
Online-BeratungFlexible Beratung von zuhauseRund um die Uhr verfügbar

Der frühzeitige Zugang zu solchen Angeboten kann Überlastung verhindern.

Es ist zudem wichtig, wichtige Notrufnummern wie 112 (medizinische Notfälle) und regionale Pflege-Notrufe griffbereit zu haben. Der sozialpsychiatrische Dienst steht bei psychischen Krisen zur Verfügung.

Wie bereits in Schritt 1 erwähnt, sollte eine Notfallmappe Teil der Organisation sein. Diese sollte enthalten:

  • Wichtige Dokumente wie Patientenverfügung und Medikamentenplan

  • Kontaktdaten von Hausarzt, Pflegedienst und Angehörigen

  • Medizinische Informationen wie Allergien und chronische Erkrankungen

"Pflegende, die Unterstützung nutzen, leiden seltener unter Burnout und verbessern die Pflegequalität."

Ein Erste-Hilfe-Kurs kann Angehörigen zudem grundlegende Kenntnisse für den Umgang mit akuten Notfällen vermitteln.

Auf Plattformen wie Pflege.de finden sich weitere regionale Hilfsangebote. Mit einem gut durchdachten Notfallplan und dem Zugang zu passenden Unterstützungsdiensten sind Sie besser auf die Herausforderungen der Pflege vorbereitet. Auch spezialisierte Pflegedienste können eine wertvolle Entlastung darstellen.

Schritt 5: Checkliste für sofortige Maßnahmen

Nachdem Sie sich über Unterstützungsangebote und Notfalldienste informiert haben, ist es wichtig, einen klaren Plan zu erstellen. Die folgenden zehn Schritte helfen Ihnen, die Pflege gut zu organisieren.

10 Schritte zum Start der Pflege

SchrittMaßnahmeDetails
1SofortbeurteilungPrüfen Sie Mobilität, Hygiene und medizinische Bedürfnisse.
2NotfallvorsorgeLegen Sie eine Dokumentenmappe mit Pflegegutachten, Medikamentenplan und Notfallkontakten an.
3Pflegekasse kontaktierenBeantragen Sie Pflegeunterstützungsgeld (bis zu 10 Tage Freistellung pro Jahr).
4ErstberatungWenden Sie sich an den Pflegestützpunkt für Beratung.
5HilfsmittelversorgungLassen Sie notwendige Hilfsmittel vom Arzt verschreiben.
6PflegedienstWählen Sie einen geeigneten Pflegedienst aus, der zu den Bedürfnissen passt.
7Notfallmappe ergänzenFügen Sie wichtige Pflegeunterlagen Ihrer Mappe hinzu.
8Erste HilfeFrischen Sie Ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse in einem Kurs auf.
9WohnraumanpassungPassen Sie den Wohnraum an, z. B. barrierefrei gestalten und Hilfsmittel integrieren.
10UnterstützungsnetzwerkBauen Sie ein Netzwerk aus Familie, Freunden und Fachkräften auf.

Ein besonders wichtiger Schritt ist die schnelle Kontaktaufnahme mit der Pflegekasse. Das Pflegeunterstützungsgeld kann eine erste finanzielle Entlastung schaffen, während Sie langfristige Lösungen planen.

"Pflegende, die systematisch und gut vorbereitet in die Pflegesituation starten, können Überlastungssituationen besser vorbeugen und eine höhere Pflegequalität gewährleisten."

Die Berater der Pflegestützpunkte stehen Ihnen zur Seite, um die Schritte zu priorisieren und regionale Hilfsangebote aufzuzeigen.

Mit dieser Checkliste können Sie die Pflege besser strukturieren und langfristig organisieren.

Fazit: Die nächsten Schritte in der Pflege

Die Pflege eines Angehörigen kann eine große Belastung sein, doch mit guter Planung und der richtigen Unterstützung ist sie machbar. Rund 4,1 Millionen Menschen in Deutschland benötigen Pflege, und 70 % davon werden zu Hause von Familie oder Freunden betreut.

Eine gute Vorbereitung und regelmäßige Anpassungen sind entscheidend. Hier sind einige wichtige Unterstützungsangebote, die Sie nutzen können:

Bereich der UnterstützungBeispiele für Hilfen
Finanzielle UnterstützungVerschiedene Leistungen zur finanziellen Entlastung
BeratungPflegestützpunkte, Pflegekassen – Hilfe bei Orientierung und Planung
Praktische UnterstützungPflegedienste, Hilfsmittel – Hilfe im Alltag
Emotionale BegleitungSelbsthilfegruppen, Beratungsstellen – Unterstützung für die Seele

Bleiben Sie informiert über neue Hilfsangebote, die Ihnen den Alltag erleichtern können. Sie ergänzen die Schritte aus der Checkliste und helfen, die Pflege besser zu organisieren.

Vergessen Sie dabei nicht, auch auf Ihre eigene Gesundheit zu achten. Beratungsstellen der Pflegestützpunkte können Ihnen helfen, die Pflegesituation zu verbessern und sich selbst zu entlasten.

Mit einer guten Strategie und den passenden Ressourcen lässt sich die Pflege auf Dauer erfolgreich bewältigen.

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