Pflegekräfte aus dem Ausland: Möglichkeiten und rechtliche Grundlagen

03.05.2025 8 Min. Lesezeit Wissen
Pflegekräfte aus dem Ausland: Möglichkeiten und rechtliche Grundlagen

Pflegekräfte aus dem Ausland: Möglichkeiten und rechtliche Grundlagen

Pflegekräfte aus dem Ausland: So lösen Sie den Fachkräftemangel in Deutschland

  • Problem: In Deutschland bleiben Stellen für Pflegekräfte oft monatelang unbesetzt.

  • Lösung: Pflegekräfte aus dem Ausland bieten eine praktikable Möglichkeit, den Personalmangel zu bekämpfen.

    • Beschäftigungsmodelle: Direkte Anstellung in Deutschland oder Entsendung durch ausländische Agenturen.

    • Rechtliche Anforderungen: Anerkennung von Qualifikationen, Deutschkenntnisse (mindestens B2) und Sozialversicherungspflicht.

    • Integration: Sprachtrainings, Mentoring-Programme und Unterstützung bei Behördengängen fördern den Einstieg.

Vergleich der Beschäftigungsmodelle:

ModellVorteileNachteile
Direkte AnstellungVolle Kontrolle, Integration ins SystemHoher Verwaltungsaufwand
Agenturvermittlung (DE)Professionelle Betreuung, transparentHöhere Kosten
Entsendung (EU)Weniger BürokratieBegrenzte Integration ins deutsche System
SelbstständigkeitFlexibilitätRisiko der Scheinselbstständigkeit

Nächste Schritte:

  1. Qualifikationen prüfen (z. B. Anerkennung im Herkunftsland).

  2. Sprachkenntnisse sicherstellen (mindestens B2).

  3. Passendes Beschäftigungsmodell wählen.

  4. Unterstützung durch regionale Beratungsstellen nutzen.

  5. Integrationsmaßnahmen wie Mentoring und Sprachkurse umsetzen.

Mit der richtigen Strategie und Vorbereitung können Sie erfolgreich Pflegekräfte aus dem Ausland einstellen und langfristig binden.

Lohnt es sich Pflegekräfte aus dem Ausland zu gewinnen?

Beschäftigungsmodelle für ausländische Pflegekräfte

In Deutschland gibt es zwei Hauptmodelle, wie ausländische Pflegekräfte beschäftigt werden können. Diese unterscheiden sich vor allem in rechtlichen und organisatorischen Aspekten.

Beschäftigung über ausländische Agenturen

Hierbei werden Pflegekräfte durch ausländische Agenturen nach Deutschland entsandt. Dieses Modell basiert auf der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU und hat folgende Merkmale:

AspektDetails
ArbeitsverhältnisPflegekraft bleibt bei der ausländischen Agentur angestellt
SozialversicherungBeiträge werden im Herkunftsland der Pflegekraft abgeführt
KrankenversicherungVersicherungsschutz erfolgt ebenfalls im Heimatland
Rechtlicher RahmenEU-Entsenderichtlinien bilden die Grundlage

Im Wesentlichen bleibt die Pflegekraft rechtlich an die ausländische Agentur gebunden und ist nicht vollständig in das deutsche System integriert.

Anstellung über deutsche Pflegeagenturen

Bei diesem Modell werden Pflegekräfte direkt von deutschen Pflegeagenturen angestellt. Das bringt verschiedene Vorteile mit sich:

  • Pflegekräfte werden in das deutsche Sozialversicherungssystem eingebunden.

  • Arbeitsverträge werden nach deutschem Recht abgeschlossen.

  • Es gelten tarifliche Vergütungen.

  • Die Betreuung und Verwaltung des Personals erfolgt professionell durch die Agenturen.

Der Hauptunterschied zwischen diesen Modellen liegt in der rechtlichen Struktur: Während ausländische Agenturen ihre Pflegekräfte entsenden und diese weiterhin im Herkunftsland angestellt bleiben, erfolgt bei deutschen Agenturen eine vollständige Integration in das deutsche Arbeitsrechtssystem.

Die Wahl des Modells hat erhebliche Auswirkungen auf die rechtlichen Verpflichtungen und die Integration der Pflegekräfte. Ein gutes Verständnis dieser Unterschiede ist entscheidend, um die jeweiligen Anforderungen und Rahmenbedingungen korrekt umzusetzen.

Rechtliche Anforderungen und Vorschriften

Deutsches Arbeitsrecht

In Deutschland regelt das Arbeitsrecht grundlegende Aspekte wie Mindestlohn, Arbeitszeiten, Urlaubsansprüche, Krankenversicherung und die Pflicht zu schriftlichen Arbeitsverträgen. Arbeitgeber müssen sich stets über die aktuellen gesetzlichen Vorgaben informieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anerkennung von Berufsqualifikationen, die im Detail geregelt ist.

Qualifikationsanforderungen

Pflegekräfte aus EU-/EWR-Ländern und der Schweiz profitieren in der Regel von einer automatischen Anerkennung ihrer Berufsabschlüsse. Für Fachkräfte aus Drittstaaten erfolgt hingegen eine individuelle Gleichwertigkeitsprüfung. Gegebenenfalls müssen Anpassungslehrgänge absolviert werden. Ein Nachweis über Deutschkenntnisse auf mindestens B2-Niveau (CEFR) ist ebenfalls erforderlich. Zusätzlich gelten steuerliche und sozialversicherungsrechtliche Vorgaben, die eingehalten werden müssen.

Steuer- und Sozialversicherungsvorschriften

Unabhängig vom gewählten Beschäftigungsmodell werden Lohnsteuer sowie Beiträge zur Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung automatisch abgeführt. Ab 2025 gilt für Pflegehilfskräfte über 45 Jahre ein Mindestgehalt von 53.130 € oder ein entsprechender Altersvorsorgenachweis.

Anforderungen für Nicht-EU-Pflegekräfte

Fachkräfte aus Drittstaaten benötigen ein Fachkräftevisum. Dazu müssen sie ihre Berufsqualifikation, körperliche Eignung und ein Führungszeugnis vorlegen. Bei einer teilweisen Anerkennung ihrer Qualifikation sind zusätzliche Anpassungsmaßnahmen erforderlich. Während dieser Anpassungsphase können sie bereits als Pflegehilfskräfte arbeiten.

Arbeitgeber, die ausländische Pflegekräfte einstellen möchten, können Unterstützung bei der Arbeitgeberservicestelle (AG-S) oder den International and Specialised Services (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit erhalten.

Leitfaden zur Auswahl von Vermittlungsagenturen

Worauf Sie bei Agenturen achten sollten

Die Wahl der richtigen Vermittlungsagentur ist entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Besonders wichtig: Überprüfen Sie, ob die Agentur nach DIN SPEC 33454 zertifiziert ist. Dieser Standard steht für faire und verbraucherfreundliche häusliche Pflege.

Hier sind einige Punkte, die Sie bei der Bewertung einer Agentur berücksichtigen sollten:

  • Prüfung von Qualifikationen: Die Agentur sollte Sprachkenntnisse, Berufserfahrung und Qualifikationen der Pflegekräfte gründlich überprüfen.

  • Klare Dokumentation: Seriöse Agenturen erstellen regelmäßig Prüfberichte, Leistungsbeschreibungen und legen alle relevanten Nachweise offen.

  • Betreuungsqualität: Achten Sie auf fachkundige Beratung durch Pflegeexperten, transparente Vertragsgestaltung und kontinuierliche Unterstützung nach der Vermittlung.

Ein direkter Vergleich der Kostenstrukturen verschiedener Modelle hilft Ihnen, die passende Agentur zu finden. Als Entscheidungshilfe können Sie unsere kostenlose Pflegedienst-Checkliste nutzen.

Kosten im Überblick

Die Preise für ausländische Pflegekräfte können je nach Vermittlungsmodell stark variieren. Transparenz ist hier das A und O. Fordern Sie von mehreren Agenturen detaillierte Kostenaufstellungen an, um Unterschiede bei Grundgehalt, Vermittlungsgebühren und Nebenkosten zu erkennen. So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen durch versteckte Kosten.

„Die Einhaltung des DIN-Standards 33454 sichert verbraucherfreundliche und faire häusliche Pflege.“

Tipp: Vergleichen Sie die Angebote sorgfältig. Nur so finden Sie ein Gesamtpaket, das Qualität, Service und Preis in Einklang bringt und Ihren Anforderungen entspricht.

Leitfaden zur Integration ausländischer Pflegekräfte

Nachdem die rechtlichen und organisatorischen Grundlagen geklärt sind, geht es nun darum, wie ausländische Pflegekräfte erfolgreich in den Arbeitsalltag integriert werden können.

Sprachliche Anforderungen

Deutschkenntnisse spielen eine zentrale Rolle bei der Integration. Für eine reibungslose Kommunikation in der Pflege wird ein Sprachniveau von mindestens B2 vorausgesetzt. Das Sprachtraining sollte folgende Bereiche abdecken:

  • Fachspezifische Kommunikation: Begriffe und Redewendungen, die in der Pflege häufig genutzt werden.

  • Dokumentation: Richtiges Ausfüllen von Berichten und Formularen.

  • Alltagskommunikation: Gespräche mit Kollegen, Patienten und Angehörigen.

Erste Schritte nach der Ankunft

Ein gelungenes Beispiel für die Integration bietet Vivantes Hauptstadtpflege in Berlin. Seit 2015 setzt das Unternehmen auf ein bewährtes Einarbeitungskonzept:

  1. Strukturierter Einstieg
    Neue Pflegekräfte erhalten ein Orientierungsprogramm, das ihnen den Einstieg erleichtert. Dazu gehören Schulungen zu Arbeitsabläufen, praktische Kommunikationsübungen sowie Unterstützung bei Behördengängen und der Wohnungssuche.

  2. Mentoring-System
    Erfahrene Kollegen stehen den neuen Mitarbeitern als Mentoren zur Seite. Sie begleiten sie während der Einarbeitungszeit und bieten praktische Hilfestellung.

Ein gut organisierter Beginn sorgt nicht nur für einen leichteren Arbeitsalltag, sondern stärkt auch den Teamzusammenhalt langfristig.

Schaffung guter Arbeitsbedingungen

"Wenn die neuen Kollegen in ihrer Unterkunft offen und freundlich empfangen werden und Unterstützung beim Start ins Arbeitsleben erhalten, ist dies ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Integration."

Zusätzliche Maßnahmen, die die Integration unterstützen:

  • Regelmäßige Teambesprechungen

    • Austausch über kulturelle Unterschiede.

    • Gemeinsames Lösen von Herausforderungen.

    • Feedback-Möglichkeiten für alle Teammitglieder.

  • Interkulturelle Kompetenz

    • Schulungen, die das Team sensibilisieren und den Umgang mit kulturellen Unterschieden verbessern.

Strukturierte Integrationsprogramme zeigen messbare Erfolge: Schon 2017 waren 7,5 % der insgesamt 1,7 Millionen Pflegekräfte in Deutschland international qualifiziert.

Regionale Unterstützungsangebote

Regionale Beratungsstellen informieren über das Anerkennungsverfahren, helfen bei Behördengängen und geben Tipps zu Sprachkursen und Qualifizierungsangeboten. Diese Maßnahmen ergänzen die bereits erwähnten allgemeinen Strategien und erleichtern die Integration vor Ort.

Gesetzliche Änderungen und Förderungen

Gesetze und Förderprogramme werden regelmäßig angepasst. Es lohnt sich, aktuelle Informationen direkt bei den Bezirksregierungen oder offiziellen Anlaufstellen einzuholen. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme und persönliche Beratung können den Integrationsprozess deutlich vereinfachen.

Zusammenfassung und nächste Schritte

Überblick der Beschäftigungsmodelle

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Pflegekraft zu beschäftigen: Direkte Anstellung, Vermittlung über eine Agentur, selbstständige Tätigkeit oder Anstellung über einen Pflegedienst. Die monatlichen Kosten starten bei etwa 2.600 € für eine Live-in-Pflegekraft, inklusive Unterkunft und Verpflegung.

BeschäftigungsmodellHauptmerkmaleBesondere Anforderungen
Direkte AnstellungFamilie ist Arbeitgeber, volle KontrolleVerantwortung als Arbeitgeber, Sozialversicherungspflicht
AgenturvermittlungUnterstützung durch eine Agentur, weniger VerwaltungHöhere Kosten, vertragliche Bindung
Selbstständige PflegekraftFlexible ArbeitsgestaltungRisiko der Scheinselbstständigkeit beachten
Anstellung über PflegedienstUmfassende Betreuung und QualitätskontrolleIn der Regel höhere monatliche Kosten

Sobald Sie sich für ein Modell entschieden haben, sollten Sie die nächsten Schritte sorgfältig planen und umsetzen.

Erste Schritte zur Beschäftigung

Um die Beschäftigung einer Pflegekraft sicher und effizient zu starten, folgen Sie diesen fünf Schritten:

  1. Qualifikationsprüfung
    Stellen Sie sicher, dass die Pflegekraft die notwendigen Qualifikationen mitbringt. Für Pflegekräfte aus Nicht-EU-Ländern erfolgt eine individuelle Bewertung durch die zuständige Stelle im jeweiligen Bundesland.

  2. Sprachkenntnisse
    Die Pflegekraft sollte mindestens über Deutschkenntnisse auf B2-Niveau verfügen. Dies ist entscheidend für eine gute Kommunikation und qualitativ hochwertige Pflege.

  3. Rechtliche Voraussetzungen
    Seit März 2024 ermöglicht die sogenannte Anerkennungspartnerschaft eine direkte Prüfung der Qualifikationen in Deutschland.

  4. Behördliche Unterstützung
    Ziehen Sie lokale Beratungsstellen und staatliche Vermittlungsdienste wie AG-S oder ZAV hinzu, um den Prozess zu erleichtern.

  5. Integration vorbereiten
    Legen Sie die Arbeitszeiten, Aufgaben und kulturellen Besonderheiten schriftlich fest, um eine reibungslose Integration der Pflegekraft zu gewährleisten.

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